Vortragsreihe „Wasserwege und Industriekultur“
als gemeinsames Veranstaltungsformat des Wasser-Stadt-Leipzig e. V. und Industriekultur Leipzig e. V. im Jahr der Industriekultur in Sachsen 2020
Die „Wasserstadt Leipzig“ ist für viele Leipziger/-innen ein außergewöhnlicher Erlebnisort. Gewässer wie Elster, Pleiße, Parthe und viele mehr machen unsere Stadt besonders lebenswert. Auch Leipzigs Kulturschaffende finden hier eine inspirierende Kulisse für aufsehenerregend Projekte, wie etwa das Theater der Jungen Welt regelmäßig zeigt. Für Gäste und Touristen ist „Klein Venedig“ oft eine unerwartete Entdeckung, die jeden Leipzigbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lässt. Leipzigs Wasserwege haben eine spannende Geschichte, die eng mit der Industrialisierung und dem wirtschaftlichen Transformationsprozess nach 1990 verbunden ist. Die Verbindung von Ökologie, Wirtschaft, Stadtplanung und Tourismus sind Facetten der Stadtentwicklung, die Leipzig nachhaltig beeinflussen. Die (touristische) Aufmerksamkeit verstärkt auf diese Leipziger Besonderheiten zu lenken, gewinnt gerade in diesen herausfordernden Zeiten an Bedeutung. Deshalb freue ich mich auf das abwechslungsreiche Vortragsprogramm des Industriekultur Leipzig e. V., das neue Einblicke in die Wasserwelten Leipzigs bietet.
Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig
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Vom Menschen künstlich angelegte Wasserwege zählen seit mehreren Jahrhunderten zu den unübersehbaren Begleitern des Industriezeitalters. Das Antlitz der Stadt Leipzig wird wie nur wenige vom Erbe einer Vielzahl solcher Bauwerke geprägt. Hierzu zählen Beispiele für den Transport von Material und Menschen, die Nutzung der Strömungsenergie, die Regulierung von Hochwasserphasen oder gar die Verlegung in künstliche Flussbetten. Dies ist unserem Industriekultur Leipzig e. V. im „Jahr der Industriekultur 2020 in Sachsen“ willkommener Anlass, die Kooperation mit Wasser-Stadt-Leipzig e. V. nach der erfolgreichen Vortragsreihe zum Karl-Heine-Jahr 2019 fortzusetzen. In einer weiteren Vortragsreihe in diesem Jahr möchten wir der Vielfalt Leipziger Wasserwege und den daraus hervorgehenden Prägungen unserer Stadt nachspüren. An dieser Stelle einen herzlichen Dank unseren Kooperationspartnern!
Prof. Markus Krabbes, 1. Vorstandsvorsitzender Industriekultur Leipzig e. V.
Vortrag: ÖFFENTLICH
„Schiffbarkeit und touristische Nutzung künstlich geschaffener Gewässer“
26. August 2020, 18 Uhr* / Reinhard Groß, Landesdirektion Sachsen
Für eine angestrebte touristische Folgenutzung am größten Teil der Tagebaurestseen sind qualifizierte Anforderungen zur Herstellung des Gemeingebrauchs und der Schiffbarkeit zur erfüllen. Die Referate 42 der Landesdirektion Sachsen bearbeiten an den drei Dienststellen Chemnitz, Dresden und Leipzig die vielfältigen Aufgaben der Oberen Wasserbehörde: Stauanlagen/ Talsperren; Bergbausanierung, Braunkohle und Uranabbau; Gewässerausbau/Wasserkraft; Wasserrahmenrichtline sowie Hochwasserentstehungsgebiete. Der Referent Reinhard Groß ist Referatsleiter am Standort Dresden und berichtet zur gesetzlichen Erklärung von Schiffbarkeit für künstlich entstandene Gewässer am Beispiel der ausgeführten oder noch in Herstellung befindlichen Bergbaufolgeseen in Sachsen. Die Grundlage hierfür bildet ein Verfahren zur Feststellung der Fertigstellung der Schiffbarkeit (FdF).
Veranstaltungsort: Alter Verladebahnhof – Vereinshaus des Wasser-Stadt-Leipzig e. V., Industriestraße 72, 04229 Leipzig
Vortrag: ANTHROPOGEN
„Landschafts- und Strukturwandel – vom aktiven Braunkohlenbergbau zum Leipziger Neuseenland“
9. September 2020, 18 Uhr* / Prof. Andreas Berkner, Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen
Der Braunkohlenbergbau in Mitteldeutschland verfügt über eine mehr als 600 Jahre umfassende Historie. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er zu einem der Hauptfaktoren für die Industrialisierung und brachte mit der Brikettierung, Verschwelung, Verstromung und Hydrierung über Jahrzehnte Schlüsseltechnologien ihrer Zeit hervor. Im 20. Jahrhundert trat die Braunkohlenindustrie zugleich als regionaler Wertschöpfungs- und als umweltbelastender Faktor in Erscheinung. Noch 1989 wurden im Revier über 100 Mio. t Braunkohle gefördert und veredelt. Mit der Wirtschafts- und Währungsunion 1990 wurden die aufgelaufenen Rekultivierungsdefizite offenkundig; zugleich trat ein gravierender Bedeutungsverlust in Erscheinung. Mit der Braunkohlenplanung und im Zusammenwirken zwischen Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft, Kommunen und Bürgern wurden die Wurzeln für attraktive „Landschaften nach der Kohle“ gelegt, die heute als „weiche“ Standortfaktoren die Lebensqualität in unserer Region maßgeblich befördern. Das vorgesehene Auslaufen der Braunkohlenverstromung in Mitteldeutschland bis 2035 bildet nunmehr eine neue Herausforderung beim Strukturwandel, die es konstruktiv zu bewältigen gilt.
Veranstaltungsort: Alter Verladebahnhof – Vereinshaus des Wasser-Stadt-Leipzig e. V., Industriestraße 72, 04229 Leipzig
Vortrag: TRANSPORT
„Landschafts- und Strukturwandel – vom aktiven Braunkohlenbergbau zum Leipziger Neuseenland“
23. September 2020, 18 Uhr* / Dr. Frank Thiel, Verein Elsterfloßgraben
Die Weiße-Elster-Flöße und der Elsterfloßgraben haben eine herausgehobene Bedeutung für die frühe Wirtschaftsgeschichte Mitteldeutschlands und waren eine wesentliche Vorrausetzung für die Industrialisierung dieser Region. Sie war das umfangreichste und bedeutendste Brennholztransportsystem der Neuzeit auf unserem Kontinent. Das technische Denkmal Großer Elsterfloßgraben stellt heute mit seinen etwa 65 km Länge eines der längsten, noch erhaltenen Kunstgrabensysteme in Europa dar. Der Vortrag zeigt auf, wie die Flößerei als Immaterielles Kulturerbe Deutschlands in der Region vermittelt wird. Die über ein Vierteljahrtausend hier durchgeführte Scheitholzflößerei wird in Europa nur noch in Muldenberg (Ausgangspunkt der Weiße-Elster-Flöße) und am Schwarzenbergischen Schwemmkanal (Böhmerwald) gezeigt. Der Strukturwandel in der Braunkohleregion soll es ermöglichen, dass durch den Bergbau zerstörte Grabensystem in wichtigen Teilen wiederherzustellen. Auch weil jedem freifließenden Gewässer in der Gegenwart und Zukunft unter den Bedingungen eines nachhaltigen Klimaschutzes eine große Bedeutung zukommt. Wasser in einer Kultur- und Industrielandschaft ist ein verbindendes Element, nicht nur zwischen Orten, sondern auch zwischen Menschen. Es macht Arbeit, es bringt Arbeit, aber es trägt auch zu Entspannung und Erholung bei.
Veranstaltungsort: Alter Verladebahnhof – Vereinshaus des Wasser-Stadt-Leipzig e. V., Industriestraße 72, 04229 Leipzig
Vortrag: LEBENSADER
„Lebendigen Luppe – Forschungsergebnisse zur Hydrologie des Auwalds“
14. Oktober 2020, 18 Uhr* / Prof. Hubertus Milke und Dr. Tilo Sahlbach, HTWK Leipzig
In Leipzig, entlang der Weißen Elster und Luppe sind umfangreiche Hartholz-Auenwälder erhalten geblieben. Damit ist Leipzig die einzige deutsche Großstadt, die solch ein Refugium sein eigen nennen kann. Die Hartholz-Auenwälder werden momentan durch Austrocknung und fehlende Hydrodynamik in ihrer Existenz bedroht und stellen gleichzeitig die größten Herausforderungen für den Erhalt der Auenlandschaft dar. Mit der Wiederherstellung auentypischer Wasserverhältnisse und Lebensräume lassen sich mittelfristig zahlreiche Ökosystemleistungen und Biodiversität nachhaltig sichern. Dazu soll im Projekt Lebendige Luppe die Reaktivierung der auentypischen Hydrodynamik auf großen Flächen, die Wiederherstellung von alten Gewässerläufen und die Umwandlung von intensiven Landnutzungen in auentypische Lebensräume realisiert werden. Da der Wasserhaushalt ein sehr komplexes System mit Interaktionen zwischen Grundwasser und Oberflächenwasser darstellt, wurden im Vorfeld der geplanten Umgestaltung in den letzten Jahren Varianten mit Hilfe eines gekoppelten Simulationsmodells am Computer zur künftigen Gestaltung und Steuerung des Auensystems, einschließlich seiner möglichen Auswirkungen und Folgen untersucht. Die Maßnahmen im Projekt „Lebendige Luppe“ bilden wesentliche Bausteine für ein Entwicklungskonzept der Elster-Luppe-Aue.
Veranstaltungsort: Alter Verladebahnhof – Vereinshaus des Wasser-Stadt-Leipzig e. V., Industriestraße 72, 04229 Leipzig
Vortrag: ENERGIE
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft (Jules Verne) – Klimaschutz und Klimaadaption durch Gewässernutzung als Wärmequelle“
11. November 2020, 18 Uhr* / Bernd Felgentreff, NEU e. V. Leipzig
Dass die Klimaerwärmung in unseren Breiten erst einmal mildere Winter und weniger Energieverbrauch an Heizenergie bedeuten, sieht auf den ersten Blick sehr positiv aus. Doch wie ist das zum Beispiel mit unseren Oberflächengewässern, wenn sie durch das Ausbleiben winterlicher Kälte zu wenig abkühlen und nicht mehr über die beiden Jahreszyklen das sauerstoffreichere Wasser an der Oberfläche an den Grund der Seen transportieren können? Künstliches Belüften würde Ewigkeitskosten erzeugen, die zu den vielen Klimabaustellen unserer Gesellschaft noch hinzu kämen. Am Beispiel vom Zwenkauer See zeigt der Vortrag am 11. November auf, dass aus einer Not eine Tugend entstehen kann: Der schon jetzt durch die Klimaerwärmung erfolgte Temperaturanstieg aller Oberflächengewässer von einem Grad Celsius bewirkt eine beeindruckende Wärmequelle für die Anrainer der Seen, Flüsse, Talsperren und Meere. Speziell für den Zwenkauer See entspricht 1° Kelvin bei seinem Volumen von 0,176 km³ immerhin einer Energiemenge von ca. 200 GWh.
Veranstaltungsort: Alter Verladebahnhof – Vereinshaus des Wasser-Stadt-Leipzig e. V., Industriestraße 72, 04229 Leipzig
* Die Veranstaltungen finden unter Einhaltung der aktuellen geltenden Bestimmungen von Bund und Ländern zum Schutz gegen die Covid-19-Erkrankung statt.
Die Anzahl der Gäste ist begrenzt.
Deshalb bitten wir Sie um Ihre Anmeldung:
post@industriekultur-leipzig.de
www.industriekultur-leipzig.de
Industriekultur Leipzig e. V.
Sitz des Vereins: c/o Haus des Handwerks, Dresdner Straße 11/13, 04103 Leipzig
Postanschrift / Projektbüro: Haus des Buches, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig